Ohne ein Girokonto wäre unser Leben unvorstellbar. In Deutschland existierten Ende 2021 bereits über 110 Millionen Girokonten. Daher beschäftigen sich viele Gründer mit der Frage, ob man das Privatkonto nicht auch als Geschäftskonto nutzen kann. Die Eröffnung eines Geschäftskontos hätte sich erübrigt. Aber ist das erlaubt? Und wie sinnvoll ist das? In diesem Beitrag klären wir über die Unterschiede sowie Vorteile auf und helfen Ihnen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Unterschiede zwischen Privatkonto und Geschäftskonto
- Wann ist ein Geschäftskonto Pflicht?
- Das Privatkonto als Geschäftskonto nutzen: Ist das erlaubt?
- Die Vorteile eines Geschäftskontos
- Ist ein Geschäftskonto teurer als ein Privatkonto?
- Fazit: Privatkonto nicht als Geschäftskonto nutzen!
1. Die Unterschiede zwischen Privatkonto und Geschäftskonto
Hinsichtlich alltäglicher Funktionen unterscheiden sich ein Privatkonto und ein Geschäftskonto nicht besonders voneinander. Sie können Überweisungen tätigen, Daueraufträge anlegen, Bargeld abheben und einzahlen.
Ein Geschäftskonto bietet Ihnen jedoch nützliche Zusatzfunktionen für den geschäftlichen Alltag: Mit einem Geschäftskonto können Sie das Lastschriftverfahren nutzen, um Beträge direkt einzuziehen. Außerdem können Sie mit einem Geschäftskonto in Ihrem stationären Ladengeschäft die Möglichkeit zur Kartenzahlung anbieten.
Über ein Geschäftskonto erfolgen nur geschäftliche Vorgänge, sodass private und geschäftliche Transaktionen strikt voneinander getrennt werden. Darüber hinaus existieren andere Verbraucherschutzbestimmungen für ein Geschäftskonto.
Weiterhin existiert im geschäftlichen Bereich eine Aufbewahrungspflicht von zehn Jahren. Diese Frist gilt für alle geschäftlichen Dokumente, darunter auch Rechnungen und Belege. Kontoauszüge fallen ebenfalls darunter und betreffen daher auch das Geschäftskonto. Zusätzlich lassen sich bestimmte Prozesse wie die Auszahlung von Mitarbeitergehältern automatisieren.
Die Angebote für Geschäftskonten sind vielfältig und unterscheiden sich teilweise deutlich voneinander. Sowohl hinsichtlich der Kosten als auch der Leistungen. Neben traditionellen Filialbanken existieren heutzutage auch viele Angebote reiner Onlinebanken zur Eröffnung für Geschäftskonten. Lesen Sie gerne unseren Artikel, der über die Unterschiede zwischen traditionellen Banken und Neobanken aufklärt. Mit dem Gründerkonto der Gründerbank Stuttgart haben wir ein modernes Kontomodell geschaffen, welches das Beste aus beiden Welten vereint.
2. Wann ist ein Geschäftskonto Pflicht?
Die Eröffnung eines Geschäftskontos ist – in manchen Fällen – keine freie Entscheidung. Ob Sie dazu verpflichtet sind, ein Geschäftskonto zu führen, hängt von der Rechtsform Ihres Unternehmens ab. Kapitalgesellschaften wie UG, GmbH oder AG müssen per Gesetz ein Geschäftskonto führen.
Wenn Sie eine Kapitalgesellschaft gründen, ist die Frage, ob Sie das Privatkonto als Geschäftskonto nutzen sollten, also schnell geklärt: Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, ein Geschäftskonto zu führen.
Wenn Sie hingegen eine Personengesellschaft oder ein Einzelunternehmen gründen, steht es Ihnen frei, ob Sie ein Geschäftskonto eröffnen oder nicht. Das gilt auch, wenn Sie eine freiberufliche Tätigkeit ausüben. Viele Banken haben hier jedoch in der Praxis eigene Regelungen geschaffen, die die Nutzung eines Privatkontos als Geschäftskonto erschweren oder gänzlich untersagen. Darauf gehen wir in diesem Beitrag ebenfalls ein. Außerdem laufen Sie Gefahr, private und geschäftliche Vorgänge zu vermischen, sollten Sie Ihr Privatkonto als Geschäftskonto nutzen.
3. Das Privatkonto als Geschäftskonto nutzen: Ist das erlaubt?
Zu Beginn ist es für viele Gründer verlockend, alle geschäftlichen Vorgänge erst einmal über das private Girokonto laufen zu lassen. Schließlich erspart man sich somit den Schritt, ein Geschäftskonto zu eröffnen. In der Realität kann das jedoch zu Problemen mit der eigenen Bank führen.
Schauen Sie zunächst in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen Ihrer Bank. Die Nutzung eines Privatkontos für geschäftliche Vorgänge wird hier vor allem bei reinen Online- bzw. Neobanken ausdrücklich untersagt. Den AGB haben Sie jedoch bei Abschluss Ihres privaten Girokontos zugestimmt. Sollten Sie sich trotzdem dafür entscheiden, das eigene Girokonto für geschäftliche Zwecke zu nutzen, kann die Bank eingreifen. Das beginnt oftmals zunächst mit einer Ermahnung, die geschäftliche Nutzung des Privatkontos zu unterlassen.
Im nächsten Schritt kann Ihre Bank Sie dazu auffordern, ein Geschäftskonto zu eröffnen. Sollten Sie auch dieser Aufforderung nicht nachkommen, kann die Bank das private Girokonto mit kündigen.
Hinweis: Es existieren wohl Fälle, in denen die betreffende Bank das private Girokonto automatisch in ein Geschäftskonto umgewandelt hat. Das ist aus unserer Sicht jedoch eher selten. In einem solchen Fall wäre es jedoch möglich, dass die Bank eine Nachzahlung fordert – ab dem Zeitpunkt, an dem die geschäftliche Nutzung des Privatkontos begonnen hat.
Natürlich müssen sich Banken hier ebenfalls an gewisse Vorgaben halten. Insbesondere bei einer Kündigung. Mit der geschäftlichen Nutzung eines Privatkontos begehen Sie keine Straftat – Sie verstoßen lediglich gegen die AGB der Banken. Ermahnungen und Umstellungen treten daher wesentlich häufiger auf.
Unser Rat: Lassen Sie es nicht darauf ankommen und eröffnen besser von Beginn an ein Geschäftskonto. Das schützt nicht nur vor Ärger, sondern bringt auch zahlreiche Vorteile mit sich.
4. Die Vorteile eines Geschäftskontos
Einzelunternehmer, Selbstständige und Freiberufler profitieren immens von einem separaten Geschäftskonto. Für Personengesellschaften gilt das ohnehin, da Sie hier nicht alleine agieren und es somit noch schwerer wird, den Überblick zu behalten.
Ein Geschäftskonto wird ausschließlich für geschäftliche Zwecke benutzt. Sie verhindern also, dass sich private Transaktionen untermischen und haben jederzeit eine gute Übersicht Ihrer geschäftlichen Finanzen. Das erleichtert Ihnen die Buchhaltung sowie die Steuererklärung um ein Vielfaches. Vergessen Sie nicht, dass es durchaus zu Betriebsprüfungen kommen kann und Sie außerdem dazu verpflichtet sind, Steuererklärungen abzugeben. Ein Kontoauszug Ihres Geschäftskontos beinhaltet nur geschäftliche Vorgänge. So ersparen Sie sich die Mühe, private Transaktionen auszusortieren. Außerdem kann Ihnen ein Geschäftskonto viele Funktionen bieten, die Ihren Unternehmensalltag vereinfachen. Unterkonten, Lastschriften, Kartenzahlungen, eine Schnittstelle zur Buchhaltung oder ein Fremdwährungskonto sind einige Beispiele für nützliche Funktionen.
5. Ist ein Geschäftskonto teurer als ein Privatkonto?
Geschäftskonten sind in der Regel tatsächlich teurer als private Girokonten. Das äußert sich einerseits bei den Kontoführungsgebühren, andererseits aber auch bei alltäglichen Vorgängen, die auf einem Geschäftskonto passieren.
Die Angebote für Geschäftskonten sind heutzutage vielfältig. Damit ist eine allgemeingültige Aussage zu den Kosten eines Geschäftskontos nur schwer möglich. Daher ist es wichtig, genau hinzusehen – auch bei kostenfreien Angeboten. Diese sind tendenziell dann die richtige Wahl, wenn das Geschäftskonto nur sehr geringfügig genutzt wird. Das ist erfahrungsgemäß eher bei einem kleinen Anteil der Gründungen die Realität.
Unser Rat an Gründer: Im ersten Schritt die Funktionen betrachten – und danach die Kosten! Lesen Sie gerne auch unseren anderen Beitrag, da haben wir über die typischen Kosten eines Geschäftskontos aufgeklärt.
Mit einem guten Verständnis für Ihr Geschäftsmodell hilft Ihnen dieser Beitrag, verschiedene Angebote sinnvoll zu vergleichen und die richtige Entscheidung zu treffen.
6. Fazit: Privatkonto nicht als Geschäftskonto nutzen!
Sehen Sie davon ab, das Privatkonto als Geschäftskonto zu nutzen. Das erspart Ihnen möglichen Ärger mit der Bank und dem Fiskus. Außerdem haben Sie den riesigen Vorteil, private und geschäftliche Finanzen von Beginn an abzugrenzen. Sind Sie noch unsicher, wie Sie das passende Konto auswählen, lesen Sie unbedingt unseren Beitrag, in dem wir wichtige Entscheidungsfaktoren für Gründer, Selbstständige und Freiberufler bei der Wahl des richtigen Geschäftskontos erklärt haben. Unser Gründerkonto haben wir speziell für die Bedürfnisse von Gründungen aller Art konzipiert – egal ob Onlineshop, stationäres Ladengeschäft, Gastronomie oder eine freiberufliche Tätigkeit.