Freie Architektin Zelal Boruzanli und Beratende Ingenieurin Derya Celebi
Die Freie Architektin Zelal Boruzanli und die Beratende Ingenieurin Derya Celebi gehen neue Wege bei der Gestaltung und Realisierung anspruchsvoller Bauprojekte und schließen mit ihrem 2022 gegründeten Start-up Mimar Atelier Stuttgart eine Angebotslücke im Markt. Von der ersten Idee bis zum fertigen Objekt entwickeln und betreuen die beiden Gründerinnen gemeinsam nachhaltige Gebäude, die künstlerisch und funktional gleichermaßen überzeugen, wie die Erfolge in Architekturwettbewerben bestätigen.
Frau Boruzanli, Frau Celebi, was macht das Atelier Mimar anders als andere Architekturbüros?
Zelal Boruzanli: „Wir bringen zusammen, was zusammengehört: Architektur und Bauingenieurwesen. Wir schaffen eine Symbiose, eine Einheit von Gestaltung und Technik. Weil wir überzeugt sind, dass nur durch ganzheitliches Denken rundum stimmige Gebäudelösungen geschaffen werden können.“
Derya Celebi: „Gemeinsam können wir das Beste aus einem Bauvorhaben herausholen und Bauherren einen Mehrwert bieten, den sie so nur bei uns bekommen.“
Dass man zum Häuserbauen Architektur und Technik braucht, ist ja nichts Neues. Da liegt Ihr Geschäftsmodell doch eigentlich nahe, oder?
Zelal Boruzanli: „Ja, es liegt nahe und doch so fern. Üblich ist, dass beide Berufsgruppen zwar am gleichen Projekt, aber nicht unter einem Dach miteinander arbeiten. Dass freie Architekten Projekte auf Augenhöhe mit Bauingenieuren zusammen angehen, das gab es bisher selten.“
Derya Celebi: „Das ist auch eine Kulturfrage. Architekten und Ingenieure denken anders, schon im Studium grenzen sie sich voneinander ab. Die Ingenieure finden, dass Architekten wenig Ahnung von Technik haben, und die Architekten ärgern sich, wenn sich ihre tollen Ideen technisch nicht umsetzen lassen. Diesen Gegensatz wollten wir auflösen.“
Zelal Boruzanli: „Die Schnittstelle hat es immer schon gegeben, was uns unterscheidet ist, dass wir sie als integrierte Leistung unter einem Dach zusammenführen. Damit sind wir einzigartig auf dem Markt.“
Derya Celebi: „Indem wir unsere Projekte von Anfang an zusammen andenken und planen, können wir Konflikte schon lösen, bevor sie entstehen, und Bauherren vor bösen Überraschungen schützen. Denn viele Fragen ploppen erst im Laufe eines Projekts auf. Der Vorteil, dass wir uns ein Büro teilen, ist, dass wir einen kurzen Draht zueinander haben. Wir können viele Dinge direkt auf Zuruf klären, so arbeiten wir effizienter, kommen schneller zu Ergebnissen und finden neue Lösungen für nachhaltiges Bauen zu vertretbaren Kosten.“
GRÃœNDERPROFILE:

DERYA CELEBI
Studierte Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart, im Jahr 2018 machte sie ihren Abschluss als Master of Science. Bereits im Studium war sie als Werkstudentin in der Bauleitung für ein Stuttgarter Bauunternehmen tätig, in dem sie dann bis 2021 angestellt war. Seit diesem Jahr ist sie auch als zertifizierte DGNB-Consultant und als Energieeffizienz-Expertin in der Energieberatung tätig.

ZELAL BORUZANLI
Hat nach der Ausbildung zur Produktdesignerin mit nachfolgender Praxis im Bereich Transportation Design Architektur in Konstanz studiert und 2012 den Master of Arts an der Hochschule Biberach gemacht. Vor ihrer Selbständigkeit arbeitete sie zehn Jahre lang in einem Sindelfinger Architekturbüro, betreute komplexe Bauprojekte und leitete schwerpunktmäßig Wettbewerbsprojekte.
Und wie haben Sie beide zusammengefunden?
Derya Celebi: „Wir haben uns vor ein paar Jahren über gemeinsame Freunde kennengelernt und in vielen Gesprächen entdeckt, dass wir ähnliche Ideen hatten und über vieles gleich denken. Wir haben auch schon früh mit dem Gedanken gespielt, mehr daraus zu machen.“
Zelal Boruzanli: „Ernst wurde es dann aber durch einen konkreten Wettbewerb, für den wir gemeinsam das Konzept entwickelt haben. Um den Entwurf einzureichen, mussten wir uns entscheiden – hopp oder top. Also haben wir unsere Jobs gekündigt und das Atelier Mimar gegründet.“
Das war Anfang 2022 – wie läuft es seither für Sie?
Derya Celebi: „Es läuft richtig gut für uns, obwohl wir mitten in die Baukrise hinein gegründet haben. Wir sind gut ausgelastet und haben sogar einen Mitarbeiter eingestellt. Wir arbeiten an mehreren Projekten in jeweils unterschiedlichen Entwicklungsphasen und stehen bei einem Wettbewerb auf dem ersten Platz.“
Zelal Boruzanli: „Wir haben beide ein gutes Netzwerk in der Branche mitgebracht, das zahlt sich jetzt aus. Und unsere Kunden empfehlen uns weiter. Bisher mussten wir noch kein aktives Marketing machen, die Bauherren kommen noch auf uns zu.“
Derya Celebi: (lacht) „Und meistens mit ziemlich herausfordernden Projekten, wie beispielsweise ein Problemgrundstück an einem Rutschhang.“
Zelal Boruzanli: „Ja, viele unserer Projekte sind bautechnisch sehr komplex, wir haben uns schon einen gewissen Ruf als Büro für besondere Fälle erworben. Wir spezialisieren uns außerdem auf nachhaltiges Bauen, was ein wichtiges Zukunftsthema für den Bausektor ist. Genauso wichtig ist uns eine künstlerische und innovative Gestaltung unserer Gebäude. Durch unseren integrierten Ansatz können wir das alles in Einklang bringen und der Erfolg zeigt, dass wir damit einen echten Mehrwert bieten, den Bauherren schätzen.“
Bietet die Gründerbank aus Ihrer Sicht auch einen echten Mehrwert?
Zelal Boruzanli: „Genau deshalb arbeiten wir ja mit der Gründerbank zusammen. Obwohl es anfangs eher Zufall war. Unsere Gründung haben wir zunächst mit privaten Mitteln finanziert und von zuhause aus gearbeitet. Mit wachsendem Auftragsvolumen ging das dann nicht mehr. Wir mussten Büroräume anmieten, in technisches Equipment und vor allem in eine zukunftsweisende Software investieren. Damit stellte sich die Frage nach der Finanzierung und wir haben nach einem Bankpartner gesucht.“
Derya Celebi: „Es war ein Glücksfall, dass ich dann beim Recherchieren auf die Gründerbank gestoßen bin. Schon der Name hat uns neugierig gemacht. Wir sind ja Gründer und haben uns angesprochen gefühlt. Und schon beim ersten Gespräch hatten wir das gute Gefühl, dass wir hier sehr gut aufgehoben sind.“
Zelal Boruzanli: „Wir waren richtig geflasht, wie interessiert die Banker an uns und unseren Ideen sind und wie viel Vertrauen sie uns entgegenbringen, dass wir es schaffen. Das hat uns bestätigt, dass wir mit unserem Start-up auf dem richtigen Weg sind. Die Beratung ist toll, nicht nur wenn es um Finanzierungsfragen geht. Eine große Hilfe ist auch das vielfältige Angebot an Informationen und Veranstaltungen rund um das Thema Gründung und das Netzwerk, zu dem wir über die Gründerbank Zugang haben. “
Derya Celebi: „Wir sind ja keine gelernten Unternehmerinnen und gerade am Anfang hat man so viele Fragen. Neben der fachlichen Arbeit und den Projekten mussten wir uns erstmal sortieren und das Büro organisieren. Arbeitsaufteilung, Abläufe regeln, Gehaltsabrechnung, Buchhaltung und und und – das war alles Neuland, in dem man sich erstmal zurechtfinden muss. Dafür braucht man Rat, jede Menge Informationen und den Austausch mit anderen.“
Zelal Boruzanli: „Die Gründerbank heißt nicht nur so, sie versteht sich als Spezialbank und handelt auch dementsprechend. So erleben wir jedenfalls die Zusammenarbeit. Eine Bank, bei der sich alles um die Fragen und Themen von Gründern dreht, die uns versteht, die weiß, was wir brauchen, und immer ansprechbar ist, das ist glaube ich einzigartig im Bankenbereich.“
Die Viertagewoche liegt ja gerade im Trend – wie sieht es denn mit Ihren Arbeitszeiten aus?
Derya Celebi: „Von der Viertagewoche können wir momentan nur träumen, zurzeit sind wir eher bei 50 bis 60 Wochenstunden, auch das Wochenende ist nicht immer frei.“
Und wie schaffen Sie da einen Ausgleich?
Zelal Boruzanli: „Ein bisschen Sport muss schon sein.“
Derya Celebi: „Und Motorradfahren.“
Zelal Boruzanli: „Ansonsten reisen wir gerne, um den Kopf frei zu kriegen und neue Anregungen zu bekommen. Wenn wir außergewöhnliche Architektur machen wollen, brauchen wir aufregende Ideen. Deshalb schauen wir uns Städte, Gebäude und Museen an, sammeln neue Eindrücke, reden darüber und lassen uns inspirieren.“
Derya Celebi: „Außerdem haben wir seit ein paar Monaten unsere Malteserhündin Coco im Team, die für den täglichen ‚Zwangsausgleich‘ sorgt. Wenn sie spielen will, ist ihr egal, ob wir gerade viel zu tun haben. Uns um sie zu kümmern, entspannt und baut Stress ab.“
Zelal Boruzanli: „Und wir müssen mit Coco natürlich mehrmals am Tag raus an die frische Luft gehen. Das tut uns gut und klärt übrigens auch den Geist und befreit die Gedanken. Gerade wenn man in einem kniffligen Problem verstrickt ist, platzt beim Gassigehen schon mal der Knoten und wir kommen auf ganz neue Ideen.“
Dann wünschen wir Ihnen beiden und Coco noch viele ideenreiche Spaziergänge, eine erfolgreiche Zukunft und weiterhin viel Freude mit Ihrem Start-up. Vielen Dank für das Gespräch.
KURZ & BÃœNDIG
Unser persönlicher Rat für Gründungswillige:
Erstens: Holt euch so viele Infos wie möglich. Bei einer Gründung sind jede Menge Dinge zu bedenken, die man anfangs gar nicht im Blick hat. Ein Start-up ans Laufen zu bringen ist wie ein zweites Studium. Man muss sich mit vielen neuen Themen auseinandersetzen. Es ist nicht schlimm, wenn man nicht alles selbst weiß, aber es ist schlimm, wenn man die Wissenslücken nicht schließt. Man muss aktiv nachfragen, netzwerken und sich Leute suchen, die einen beraten und supporten, Tipps geben und Erfahrungen teilen.
Und zweitens: Macht einen Businessplan vor allem für euch selbst. Der Businessplan ist keine lästige Hausaufgabe für die Bank, sondern ein wertvolles Hilfsmittel, um sich als Gründer über die eigene Vision klar zu werden und seine Ziele zu definieren. Was kann ich, was will ich, was habe ich schon erreicht, wo will ich hin und was muss ich dafür tun, was bringe ich als Person mit – das sind wichtige Fragen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Der strukturierte Businessplan hilft dabei.
Unser Lebensmotto:
Lebe jeden Tag! Erkenne, was er dir gibt, sehe das Unmögliche, schaue genau hinter die Kulisse und hole raus, was wohl doch möglich ist.
Was sollten Gründerinnen und Gründer mitbringen:
Vor allem ein tragfähiges Geschäftskonzept. Man sollte nicht gründen, nur um selbständig zu sein, sondern um eine Idee zu verwirklichen, für die man lebt und sich mit voller Kraft einsetzt. Was hebt dich von anderen ab, was kannst du besser als andere, welchen Mehrwert bietest du, den es so noch nicht im Markt gibt – das sind Fragen, auf die man Antworten finden muss, wenn man erfolgreich gründen will. Man braucht natürlich auch eine gewisse Risikobereitschaft. Man lebt ja nicht mehr in der Blase relativer Sicherheit wie als Angestellter. Und Selbstbewusstsein gehört auch dazu. Es ist hilfreich, wenn man offen auf Menschen zugehen kann, sich nicht scheut, um Rat zu fragen, und wenn man seine Idee überzeugend vertreten kann.
Was ist uns wichtig im Leben:
Dass wir zufrieden sind mit dem was wir tun. Dass wir nichts machen müssen, hinter dem wir nicht voll und ganz stehen. Und dass wir gemeinsam viele gute Momente erleben und genießen können. Auch wenn wir gerade hart und viel arbeiten. Wir arbeiten sehr gerne. Nicht um reich zu werden, sondern um uns selbst zu verwirklichen. Wir schaffen etwas aus dem Nichts heraus und nicht irgendein beliebiges Produkt, sondern wir bauen Menschen ein Zuhause und wenn sie sich darin wohlfühlen, gibt uns das unglaublich viel.
Unternehmensprofil:
MIMAR ATELIER STUTTGART
Das Mimar Atelier Stuttgart ging 2022 an den Start. Der Name Mimar stammt aus dem Türkischen und bedeutet Architekt/Baumeister. Das Atelier steht für ein außergewöhnliches Konzept, das im Bereich freier Architekturbüros derzeit einzigartig ist: Hier vereinen zwei Fachfrauen ihre Kompetenzen für Gestaltung/Architektur und Funktionalität/Bautechnik unter einem Dach. In der permanenten, engen Zusammenarbeit bringen beide ihre fachliche Expertise ein und entwickeln gemeinsam ganzheitlich durchdachte Lösungen für künstlerisch anspruchsvolle und bautechnisch abgesicherte Bauprojekte. Diese Synergie sorgt für hohe Qualität und Planungssicherheit der Bauherren, durch den effizienten Workflow wird zudem Zeit gespart. Der Leistungsumfang reicht von der strategischen Planung und Projektierung über den Entwurf bis zur Ausführung und Objektbetreuung mit integrierter Energieberatung sowie SIGEKO-Leistungen. Nachhaltiges Bauen liegt den beiden Gründerinnen besonders am Herzen.