Feinkostladen mit Eventcharakter und ein bisschen Gastronomie.
Mit ihrem außergewöhnlichen Konzept bringt Stefania Candido den Stuttgartern italienischen Lebensgenuss nahe. Im Ma Si findet man alles, was die Italien-Sehnsucht beflügelt, mitten im Heusteigviertel. Hier kann man Käse, Prosciutto, Pasta & Co. kaufen, im Keramik-Atelier stöbern, sich auf einen Café Crema aus der hauseigenen Röstung treffen oder bei ausgesuchten Antipasti und einem Glas Wein italienische Momente im Alltag genießen. Außerdem bietet das Ladenlokal stimmungsvolle Räumlichkeiten für Töpferworkshops, vielfältige Events und Tagungen sowie Firmen- und private Feiern.

Foto: Anni Schmoll
Frau Candido, Sie bezeichnen das Ma Si als Ihr Herzensprojekt, warum liegt Ihnen so viel daran?
Ich bin Italienerin, Enkelin einer typisch italienischen Nonna, die mit viel Liebe gekocht und gebacken hat, und bin in der Gaststätte meines Vaters groß geworden. Italienische Gastlichkeit und Lebensart liegen mir im Blut und es macht mich glücklich, wenn ich das mit anderen teilen kann. In Italien versteht man, das Leben zu genießen, das ist einer der Gründe, warum so viele Menschen das Land lieben. Mit dem Ma Si können die Stuttgarter jetzt ein Stück Italien in ihrem Alltag erleben.
Was bedeutet der Name Ma Si?
„Ma si“heißt wörtlich übersetzt „aber ja“. Im Italienischen schwingt hier aber noch mehr mit. Man sagt „ma si“, um zu bestätigen, dass eine Idee gut ist, dass man einen Vorschlag ausführen sollte, ähnlich wie mit dem englischen Ausdruck „let’s go!“. Wie wär’s mit einem Kurztrip nach Italien mitten in Stuttgart? Ma si – machen wir!
Was konkret bietet Ihr Store, was es in Stuttgart nicht schon gibt?
Bei meinen Recherchen habe ich kein Angebot mit dieser Vielfalt und meiner speziellen Kombination von Feinkostladen, kleiner Gastronomie, Eventlocation, Keramik-Atelier und -werkstatt gefunden, auch nicht über Stuttgart hinaus. Das war mir auch ganz wichtig. Ich wollte etwas schaffen, was nicht austauschbar ist, vom Ambiente bis zur Käsesorte, die es nur bei uns gibt.
Hatten Sie Ihr Konzept von Anfang an genauso geplant?
In den Grundzügen ja, aber die Konkretisierung hängt immer von der Location ab. Ursprünglich hatte ich alles etwas kleiner gedacht, aber als ich nach einer sehr langen Locationsuche den jetzigen Standort fand, habe ich mich auf Anhieb verliebt und meine Ideen erweitert. Mit 300 Quadratmetern auf drei Etagen haben wir jetzt Platz für ein vielfältiges kulinarisches und kulturelles Angebot. Wir sind mittendrin in einem der attraktivsten Stadtviertel Stuttgarts mit seiner lebendigen Kreativszene. Die Ecklage am Weißenburgplatz ist ideal, damit unsere Kunden ihren Espresso oder Snack auch mal draußen genießen können. Die Produkte, die Sie anbieten, suchen Sie selbst in Italien aus?
Auch unsere Produkte sind nicht austauschbar. Wir bieten ausgewählte Delikatessen für Genießer, die etwas anderes als Supermarktprodukte und industrielle Massenware suchen. Alle Lebensmittel und auch die Keramik werden in kleinen Handwerksbetrieben und Manufakturen erzeugt, hinter jedem Produkt stehen besondere Menschen und eine eigene Geschichte. Solche Produkte findet man nur, wenn man vor Ort ist, mit den Erzeugern spricht und alles selbst ausprobiert. Deshalb bin ich viel in ganz Italien unterwegs.
Umbau, Wareneinkauf, Personal, da kommt einiges an Kosten zusammen. Haben Sie keine Angst vor dem Risiko?
Selbständigkeit ist immer ein Risiko. Ein Businessplan kann noch so gut durchgerechnet sein, man weiß nie, was alles passiert. Und ein neues Angebot im Markt muss sich ja erstmal rumsprechen. Deshalb ist es wichtig, von vornherein finanzielle Reserven einzuplanen. In der Regel muss man in den ersten Wochen erstmal zubuttern, bis man die laufenden Kosten einspielt. Zugegeben, es gibt Phasen, da darf ich nachts nicht wachwerden, weil ich sonst ins Grübeln komme. Aber ich bin ein optimistischer Mensch und Profi, ich gebe nicht so schnell klein bei.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Banken gemacht?
(lacht) Die meisten Banken reagieren auf Gründungsvorhaben grundsätzlich mit Skepsis und Misstrauen, statt erstmal unvoreingenommen den Gründer kennenzulernen und zu versuchen, die Geschäftsidee zu verstehen. Eine gewisse Vorsicht ist verständlich und nachvollziehbar, es geht ja meist um viel Geld. Aber ich glaube, viele eigentlich aussichtsreiche Gründungsvorhaben werden durch Vorbehalte der Banken blockiert.
Wie sind Sie dann zur Gründerbank gekommen?
Erstaunlicherweise über den Tipp eines netten Bankmitarbeiters, der meine Pläne gerne unterstützt hätte, aber von seiner eigenen Bank gebremst wurde. Für diesen Rat bin ich heute noch dankbar. Nach so viel Ablehnung zuvor war die Aufnahme bei der Gründerbank eine tolle Erfahrung. Allein schon die Offenheit und Begeisterungsfähigkeit, mit der man mir hier begegnet ist, das Vertrauen in meine Kompetenz und persönliche Eignung. Gut finde ich auch den Entscheidungsspielraum, den die Berater haben, das macht alles unbürokratischer und unkomplizierter als bei anderen Banken. Genau das brauchen Gründer.
War es schwierig, das richtige Personal zu finden?
Zum Glück nicht. Ich konnte ehemalige Kolleginnen aus meiner früheren Tätigkeit gewinnen. Der Vorteil ist, wir kennen uns und haben immer schon gut zusammengearbeitet. Uns verbindet die gleiche Gastgeber-Leidenschaft, alle sind mit ganzem Herzen dabei und bereit, die Extrameile zu gehen.
Im Juni soll’s losgehen, werden Sie Ihre Eröffnung feiern?
Ja, klar, das gehört im Einzelhandel unbedingt dazu. Allerdings gönnen wir uns vorher noch eine kleine Probezeit, in der wir schon offen haben und die Abläufe austesten, damit beim offiziellen Opening alles perfekt klappt. Irgendwo hakt es am Anfang immer. Wir planen eine ganze Eröffnungswoche mit wechselnden Tastings, Angebotsaktionen und kulturellen Events. Wir können es kaum noch erwarten und hoffen natürlich auf eine breite Resonanz.
Wir werden bestimmt dabei sein und freuen uns schon auf Ihren Espresso. Vielen Dank, dass Sie sich in der heißen Phase vor Ihrer Eröffnung Zeit für dieses Gespräch genommen haben, und Buona Fortuna für Sie und Ihr Team.
KURZ & bündig
Mein Rat für künftige Gründer:
„Wenn du den Traum von der Selbständigkeit hast, mach es! Natürlich kann es auch schiefgehen, aber unerfüllte Träume holen einen irgendwann ein und dann bereut man, dass man es nicht wenigstens versucht hat.“
Was brauchen Gründer für den Erfolg:
„Leidenschaft für ihr Projekt. Ganz wesentlich ist die Bereitschaft, dazuzulernen und sich Unterstützung zu holen, weil man gar nicht alles alleine schaffen kann. Damit man nicht betriebsblind wird, braucht man Leute, die aus der Außensicht die Dinge kritisch hinterfragen. Und Gründer müssen hart im Nehmen sein, denn es wird Rückschläge, Hindernisse und schlaflose Nächte geben. Das muss man aushalten können. Wer absolute Sicherheit braucht, sollte es lieber bleiben lassen.“
Was ich gerne ändern würde, damit Gründer es leichter haben:
„Ich wünschte mir mehr Mut bei den Banken und mehr Offenheit. Dass nicht nur Zahlen angeschaut werden, sondern auch die Gründerpersönlichkeit, damit auch ungewöhnliche Ideen eine Chance bekommen. Ein zweiter großer Wunsch wäre weniger bürokratische Hürden. Gerade im Gastrobereich sind die Zuständigkeiten der Ämter oft schwer zu durchschauen, da könnte man Vieles vereinfachen und schnellere Durchlaufzeiten für Konzessionen oder Genehmigungen schaffen.“
Mich inspiriert:
„Menschen, die sich trauen, ihren Traum zu leben und sich aus ihrer Komfortzone herauszuwagen. Insbesondere mutige Frauen, die es nach wie vor schwerer haben, sich durchzusetzen.“ Mein Lebensmotto:
„Dem Mutigen gehört die Welt. Wenn man sich etwas zutraut und mit Leidenschaft bei der Sache ist, können große Dinge entstehen.“
Profil Gründer:
Stefania Candido, 37, bringt mehr als 16 Jahre Berufserfahrung im Gastro- und Event-Business mit. Italienischer Lebensgenuss und Gastlichkeit haben sie schon von Klein auf geprägt. In den ersten Lebensjahren wuchs sie auf dem Bauernhof ihrer Großmutter in Apulien auf, in Stuttgart Feuerbach ging sie in den Kindergarten und zur Schule. Nach dem Abitur machte sie ihre Ausbildung zur Eventkauffrau und schnell Karriere bei einem großen Cateringservice. Auch als die Corona-Pandemie den Eventbereich zum Erliegen brachte, ließ sie sich nicht ausbremsen. Sie nutzte die Zeit, um sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen und Grafikdesign zu studieren. Außerdem bildete sie sich weiter im Bereich Unternehmensberatung und gründete 2021 ihr erstes Start-up Wishon. Seither berät und begleitet sie Gründungswillige auf ihrem Weg zum erfolgreichen Gastrobetrieb. Dabei entstand auch der Wunsch, mit einem besonderen Flaggschiff, dem Ma Si, ihre ganz eigenen Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen.
Profil Unternehmen:
Ma Si ist ein neu- und einzigartiges Konzept, eine Kombination aus Einzelhandel für hochwertige italienische Feinkost und Keramik, Espresso- und Snackbar sowie Eventlokal. Die Produkte, die man hier kaufen oder gleich vor Ort genießen kann, stammen von bäuerlichen Erzeugern oder regionalen Familienbetrieben in Italien und werden von Stefania Candido persönlich ausgewählt. Das dreistöckige Ecklokal in einem Gründerzeithaus im Heusteigviertel bietet einen Konferenzraum, den Firmen anmieten können, sowie stilvolle Räume für geschäftliche und private Feiern, Ausstellungen und Kulturevents. Auch ein Keramik-Atelier gehört dazu. Hier findet man edle handgefertigte Tonwaren aus Italien und kann im Rahmen von Kreativ-Workshops auch selbst Hand an die Töpferscheibe legen.