Maßgefertigte Fahrradgriffe, eine innovative Produktidee, die Menschen das Leben leichter macht. Ein Team mit gleichen Zielen und komplementären Kompetenzen. Gute Vorbereitung und das Glück der Tüchtigen. Das sind die Bauteile der erfolgreichen Gründungsgeschichte von Personomic, die Co-Gründer Andreas Schulz zu erzählen hat.
Herr Schulz, Sie haben Ihr Start-up direkt aus dem Studium heraus gegründet, wie kam es dazu?
„Mein Master-Abschluss im Frühjahr 2020 fiel genau in die erste Lockdown-Phase der Corona-Pandemie, nicht gerade ideal für die Jobsuche. Ich habe mich dann umgeschaut und bin über Facebook auf Paul Eichinger gestoßen. Paul hatte schon länger die Idee, eine individualisierte, handschonende Computermaus auf den Markt zu bringen, und hat Mitstreiter gesucht. So kamen wir zusammen. Als Dritten konnten wir dann den Softwareentwickler Christian Renninger gewinnen, der gerade eine preisgekrönte App entwickelt hatte und jetzt offen für ein neues Projekt war.“
Also ein richtiger Glücksfall?
„Ja, das kann man sagen. Wir waren alle im gleichen Alter, in einer ähnlichen beruflichen Orientierungsphase und wollten etwas Eigenes machen. Und wir ergänzen uns fachlich sehr gut.“
Und mit viel Glück und dem Gewinn eines Gründerstipendiums ging es dann weiter?
„Mit Glück und guter Vorbereitung. Wir haben zunächst die Beratungs- und Workshopangebote der Universität Stuttgart für Start-ups genutzt und dann am Pitch des Wettbewerbs ASAP BW teilgenommen, bei dem wir den Innovationspreis gewonnen haben. Wir haben uns dann auch auf das EXIST-Gründerstipendium beworben. Damit war unser Lebensunterhalt für ein ganzes Jahr gesichert, einen Sachkostenzuschuss gab es auch. So konnten wir uns ohne Druck auf die Entwicklung unserer Idee konzentrieren.“
Warum haben Sie dann auch noch eine Crowdfunding-Kampagne gestartet?
„Um die Akzeptanz des Produkts vorab zu testen, haben wir es über die Plattform Kickstarter beworben. Dafür mussten wir eine Community aufbauen und den Kontakt zur Zielgruppe herstellen. Im Vorfeld zur Kickstarter-Kampagne wurde das Fernsehen auf uns aufmerksam, es gab Berichte im Regional-TV Baden-Württemberg, im SWR und in der MDR-Sendung „Einfach genial“. Das hat für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt. Der Crowdfunding-Erfolg hat uns selbst überrascht, es gab über 1.000 Vorbestellungen und damit Startkapital für den Produktionsbeginn.“
Gründerprofil:
ANDREAS SCHULZ, 30 J.
Er ist gebürtiger Heilbronner, hat Wirtschaftswissenschaften studiert und im Frühjahr 2020 seinen Doppelmaster im Bereich Management an den Universitäten Hohenheim und Venedig gemacht. Gemeinsam mit seinen beiden Co-Gründern, dem Maschinenbauingenieur Paul Eichinger und dem Software-Entwickler Christian Renninger, startete er danach direkt in die Selbständigkeit. Der Gewinn des EXIST-Gründerstipendiums für innovative, technologieorientierte Gründungsvorhaben des Bundeswirtschaftsministeriums und eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne über die Plattform Kickstarter ermöglichte eine optimale Vorbereitung auf den offiziellen Marktstart des Unternehmens Pentaform UG im Jahr 2022. Im Team ist Andreas Schulz vor allem für die Bereiche Marketing und Vertrieb zuständig.
Gibt es vergleichbare Produkte im Markt?
„Nein, wir sind weltweit die einzigen, die maßgefertigte Fahrradgriffe anbieten.“
Maßanfertigung klingt erstmal sehr aufwendig und kompliziert, was muss ein Kunde tun, um seinen ganz persönlichen Griff zu bekommen?
„Der Kunde muss eigentlich nur die Fotofunktion seines Smartphones bedienen können, mehr nicht. Die Hände werden auf einem DIN-A4-Papier als Referenz für die Abmessungen abfotografiert. Dann konfiguriert der Kunde das Design, das ist alles. Die Handvermessung erfolgt KI-gestützt und produziert wird mittels 3D-Druck. Das Ganze funktioniert zu fast 100 Prozent automatisiert. Dadurch können wir auch bezahlbare Preise realisieren.“
Was war Ihre größte Herausforderung bei der Entwicklung?
„Das war die Prozessentwicklung, die Software und Produktion vor allem. So einfach es heute für den Kunden ist, so komplex war der Weg dahin. Wir haben da einen enormen Lernprozess durchgemacht, bis alles perfekt funktionierte. Auf unseren Prozess haben wir ein Patent angemeldet.“
Als Sie gegründet haben, gab es die Gründerbank noch nicht, wie sind Sie dann darauf gekommen?
„Wir haben seit April dieses Jahres ein Gründerkonto bei der Bank. Vorher waren wir, wie man sich das als junges Start-up halt so denkt, bei einem Fintech-Dienstleister, der dann aber verkauft wurde. Es gab auch Schwierigkeiten mit internationalen Überweisungen, wodurch es zu Lieferverzögerungen kam. Ein Kontakt aus dem Gründerszene-Netzwerk hat mir dann die Volksbank empfohlen, dabei habe ich die Gründerbank entdeckt. Der junge, unkonventionelle Onlineauftritt hat mich sofort angesprochen und die Kontoeröffnung ging superschnell und unkompliziert.“
Und wie läuft es jetzt mit der Bank?
„Wir sind mit dem Service sehr zufrieden und mit unserer Beraterin Sarah Frank haben wir eine persönliche Ansprechpartnerin, die schnell erreichbar ist und uns kennt. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man bei einer Online-Bank in der Hotline hängt und jedes Mal mit anderen Leuten zu tun hat. Außerdem haben wir mit der Gründerbank einen hoch seriösen und soliden Finanzverbund mit gutem Ruf im Rücken. Davon profitieren wir als junges, unbekanntes Start-up, zum Beispiel bei der Gewinnung von Vertriebspartnern.“
Denken Sie dabei an den stationären Fachhandel als Vertriebsweg?
„Im Moment machen wir den Hauptumsatz über den Online-Shop, aber wir sind dabei, den Vertrieb über den Fahrradhandel auszubauen, um direkten Zugang zu den Kunden zu haben. Das Interesse ist groß, wir bieten ja auch ein tolles Produkt und eine individuelle Leistung, womit der Händler seine Kompetenz profiliert und zur Kundenbindung beiträgt. Aber die Struktur im Fahrradhandel ist kleinteilig, wir müssen praktisch jeden einzelnen Händler überzeugen. Dabei hilft uns sehr, dass Personomic ins Markenportfolio der Stuttgarter Paul Lange Gruppe, dem führenden Großhandel im Fahrradmarkt, aufgenommen wurde. Das öffnet Türen.“
Wo sehen Sie Personomic in den nächsten drei bis fünf Jahren?
„Als starke, etablierte Marke im Fahrradmarkt mit breiter Präsenz im stationären Fahrradhandel und wachsenden Umsätzen. Auch unser Team wird wachsen. Unser Portfolio werden wir vorerst auf maßgefertigtes Fahrradzubehör fokussieren und hier die Produktpalette ausbauen. Wir sind jetzt schon dran, Griffvarianten für alle Lenkertypen sowie Fahrradsättel zu entwickeln. Später mal sind auch andere ergonomische Produkte denkbar, das Thema Computermaus bleibt langfristig auf der Agenda.“
Haben Sie internationale Pläne?
„Im Vertrieb langfristig schon. Die Produktion wird aber auch künftig zu hundert Prozent in Deutschland, genauer gesagt in Stuttgart, bleiben.“
Und was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft?
„Dass wir es schaffen, unsere gute Teamkultur zu bewahren, auch wenn das Team größer wird. Und dass wir Gründer irgendwann normalere Arbeitszeiten und wieder mehr Zeit für uns selber haben“
Da drücken wir Ihnen sehr die Daumen und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg, herzlichen Dank für das Gespräch.
KURZ & BÜNDIG
Mein Rat für künftige Gründer:
„Vergesst über dem Start-up nicht eure körperliche und mentale Gesundheit. Ihr braucht einen privaten Ausgleich und Spaß am Leben. Das kommt auch der Firma zugute, denn man kann nur volle Leistung bringen, wenn es einem auch gut geht. Und noch etwas: Sprecht mit Freunden über alles, auch über die Belastungen oder wenn es mal nicht so gut läuft.“
Was brauchen Gründer für den Erfolg:
„Erstmal Überzeugung. Nur wer hundertprozentig hinter seiner Geschäftsidee steht, hält das Ganze durch. Man muss die Selbständigkeit wirklich wollen und die nötige Risikobereitschaft dazu mitbringen, auch die Bereitschaft, am Anfang ein geringes Gehalt für viel Arbeit hinzunehmen. Und man muss extrem belastbar sein, um sich durch die unvermeidbaren Rückschläge nicht aus der Bahn werfen zu lassen, Resilienz ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Gründung.“
Was ich gerne ändern würde, damit Gründer es leichter haben:
„Der Staat sollte den Gründungsprozess einfacher und schneller machen und endlich die Digitalisierung voranbringen. Andere Länder sind da viel weiter. In Estland zum Beispiel kann man alles online machen, bei uns muss man immer noch Papier ausfüllen und persönlich im Amt erscheinen.“
Mich inspiriert:
„Der Sport. Nicht nur, weil er Spaß macht, sondern auch weil es ein gutes Gefühl ist, dass man durch eigene Leistung viel erreichen kann. Das ist bei der Unternehmensgründung genauso: Es ist toll, wenn man etwas Neues macht und sich mit besseren Ideen im Wettbewerb durchsetzt. Außerdem ist mir die Kultur im Unternehmen wichtig, ich will, dass bei uns alle gerne zur Arbeit kommen. Im eigenen Team kann ich die Bedingungen dafür selbst mitgestalten.“
Mein Lebensziel:
„Ich möchte ein ausgeglichenes Leben haben und genügend Zeit für meine Interessen und Ideen, wie Sport, Gartengestaltung, Musik und Freunde. Deshalb sollte die Arbeitsbelastung irgendwann auch nicht mehr so hoch sein wie jetzt gerade in der Startphase.“
Unternehmensprofil:
PERSONOMIC.COM
Personomic ist die Marke für hochwertiges, individualisierbares Fahrradzubehör des Start-ups Pentaform UG. Derzeit werden maßgefertigte Fahrradgriffe angeboten. Durch perfekte Anpassung und Ergonomie entlasten sie die Hände der Nutzer und verhindern Beschwerden wie z. B. Druckstellen, taube Hände oder Gelenkschmerzen. Entwickelt wurde das Produkt aus der universitären Forschung heraus, begleitet durch Handchirurgen und Physiotherapeuten und optimiert zusammen mit betroffenen Fahrradfahrern. Die Griffe sind online und im ausgewählten Fachhandel erhältlich, es stehen mehrere Farben, Texturen und Muster zur Wahl. In der „Rund ums Rad“-Umfrage von Focus Mobility wurde Personomic zur besten Fahrradgriffmarke gekürt. Weitere Produkte wie z. B. maßgefertigte Fahrradsättel sind in der Entwicklung.