Wer gründen will, muss auch be-gründen können
Um einen Bankkredit zu bekommen, müssen Sie einen überzeugenden Businessplan vorlegen. Wollen Sie wissen, worauf Bankberater dabei achten? David Kojo Boahen von der Gründerbank Stuttgart plaudert für uns aus dem Nähkästchen und verrät ein paar Tipps, die Gründungswillige kennen sollten.
„Sie können immer davon ausgehen, dass die Gründerbank Finanzierungswünsche von Start-ups prinzipiell gerne erfüllt. Aber auch wir brauchen handfeste Fakten und ein gutes Gefühl, damit wir den Kredit gewähren und bankintern vertreten können.“
David Kojo Boahen
1. Warum die ersten fünf Sätze so wichtig sind
Die Einleitung und der Zahlenteil werden zuerst gelesen und haben entscheidenden Einfluss darauf, mit welcher Erwartungshaltung der Bankberater oder die Beraterin in die Details einsteigt – Neugier, Begeisterung oder vorsichtige Skepsis? Entsprechend sorgfältig sollten Sie die Einleitung formulieren. Wenn dann noch die Zahlen stimmen, haben Sie schon halb gewonnen.
2. Wie Sie Ihrem Bankberater zuarbeiten
Businesspläne kann man für unterschiedliche Zwecke erstellen – übrigens auch für sich selbst als probates Mittel, sich intensiv mit dem eigenen Gründungsvorhaben zu befassen. Wenn es aber um einen Kredit geht, sind Ihre Zielgruppe Banker. Versuchen Sie also, sich in deren Sichtweise hineinzudenken: Welche Unterlagen und Informationen benötigt Ihr Bankberater, damit er Ihr Geschäftsmodell verstehen und unterstützen kann?
3. Was der Businessplan über Sie selbst aussagen sollte
Bei einer Kreditzusage geht es nicht nur um die Geschäftsidee und die Rentabilität, letztlich auschlaggebend ist immer die Gründerpersönlichkeit. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihren ganz persönlichen Hintergrund darstellen. Legen Sie dar, wie Sie auf Ihre Gründungsidee kamen, warum Sie das unbedingt machen wollen und was Sie an Fähigkeiten, Erfahrung und Motivation mitbringen, die ausgerechnet Sie für Ihr Vorhaben prädestinieren.
„Der Businessplan ist der Erstkontakt des Bankberaters mit Ihrer Idee und prägend für den Eindruck, ähnlich wie wenn man einen neuen Menschen kennenlernt.“
David Kojo Boahen
4. Warum Sie den Businessplan nicht delegieren sollten
Ein guter Businessplan ist komplex, professionelle Steuer- oder Unternehmensberater können Ihnen dabei helfen. Aber Sie sollten die Arbeit an dem Plan nicht einfach abgeben, sondern selbst aktiv mitwirken. Denn im Bankgespräch sind Sie als Unternehmer gefragt und müssen die richtigen Antworten parat haben. Dazu müssen Sie Ihren Businessplan wie Ihre Westentasche kennen. Es macht keinen guten Eindruck, wenn Sie bei Nachfragen Ihren Berater für sich sprechen lassen oder erst lange die Stelle suchen müssen, auf die sich der Bankberater gerade bezieht.
5. Was Sie formal beachten sollten
Papier ist out, reichen Sie Ihren Businessplan in digitaler Form ein. Zeigen Sie durch eine ansprechende Gestaltung und klare Strukturierung, dass Ihnen der Businessplan wichtig ist und dass er mit Sorgfalt erstellt wurde. Korrekturlesen lohnt sich, auch wenn ein gelegentlich übersehener Tippfehler nicht entscheidungsrelevant ist. Im Internet gibt es unzählige Vorlagen und Musterformulare für Businesspläne, es spricht nichts dagegen, diese zu nutzen. Wichtig sind die Inhalte, die Sie natürlich persönlich erstellen sollten. Ob ein Businessplan in Ich-Form oder in der 3. Person formuliert ist, macht für die Bank keinen Unterschied.
6. Wie Sie für einen Wow-Effekt sorgen können
Nutzen Sie die digitalen Möglichkeiten und bauen Sie z. B. Onlinelinks zu weiterführenden Informationen ein – aber bitte dosiert und zielorientiert. Am besten sind kurze Videos mit anschaulichen Informationen über Ihre Branche, Ihr Vorhaben oder Sie selbst.
„Bei der Gründerbank wird jede Gründerin und jeder Gründer zum Gespräch eingeladen und hat die Chance, uns persönlich zu überzeugen. Einzige Voraussetzung ist, dass rechtzeitig ein Businessplan eingereicht wird.“
David Kojo Boahen
7. Warum Sie Fachchinesisch und Amtsdeutsch vermeiden sollten
Achten Sie bei der Formulierung Ihres Businessplans darauf, dass auch Laien, die Ihre Branche nicht kennen, Ihre Geschäftsidee verstehen und sich dafür begeistern können. Vermeiden Sie technische Fachbegriffe und Abkürzungen ohne Erklärung. Beschreiben Sie Sachverhalte möglichst anschaulich und lesefreundlich. Stellen Sie Ihr Vorhaben selbstbewusst dar, aber nicht im Stil übertreibender Werbetexte.
8. Was Sie im Zahlenteil gleich richtig machen sollten
Die Kapitalbedarfsplanung für den Unternehmensstart muss vollständig und stimmig sein, die Höhe des Kapitalbedarfs ist dabei sekundär. Legen Sie begründet dar, welche Investitionen Sie tätigen wollen und wie Sie sie finanzieren wollen, ob Sie z. B. Eigenkapital oder Fördermittel einbringen. Der Kapitalbedarf muss durch den Finanzierungsplan lückenlos gedeckt sein und in der Liquiditätsplanung müssen die Zins—und Tilgungszahlungen für Kredite berücksichtigt sein.
Bei der Liquiditätsplanung machen Sie Eindruck, wenn Sie zeigen, dass Sie die Einnahmen und Ausgaben realistisch und solide berechnet und alle Kostenfaktoren sorgfältig durchdacht haben. Vergessen Sie nichts, rechnen Sie z. B. auch Faktoren wie Investitionsrücklagen, IT-Betreuung, Personalnebenkosten und -benefits mit ein. Und denken Sie auch an spezifische Bedarfe, die in Ihrem Geschäftsmodell anfallen, aber in den allgemeinen Businessplan-Ratgebern nicht erwähnt werden. In einem Fitnessstudio können sich z. B. die Kosten für Desinfektionsmittel summieren oder bei einem Rollstuhltaxidienst die Kosten für die Fahrzeugreinigung.
9. Was alles in den Businessplan gehört
- Einleitende Zusammenfassung des Geschäftskonzepts (Executive Summary)
- Darstellung der Produkt- und Dienstleistungsidee
- Gründerprofil: persönliche Daten mit Lebenslauf und Motivation für das Gründungsvorhaben
- Detaillierte Angaben zum Unternehmen: Unternehmensform, Branchen-/Marktanalyse, Standort, Personalplanung und Teamvorstellung, Akquisitionsplanung (Vertrieb, Marketing)
- Kapitalbedarf für die Gründung und Investitionen zum Start
- Liquiditäts- und Finanzplan für den laufenden Betrieb
- Rentabilitätsvorschau für die nächsten 3 Jahre: monatliche und Ganzjahresübersichten
- Erwünscht: ausführliche wirtschaftliche Selbstauskunft/persönliche Vermögensaufstellung